Objection to the Cancellation of the Workshop with Jüdische Stimme
Recipient
asta.orga@uni-konstanz.de; stuve.kultur@uni-konstanz.de; stuve.hopo@uni-konstanz.de; stuve.vorsitz@uni-konstanz.de; rektorin@uni-konstanz.de; rektorbuero@uni-konstanz.de; dirk.leuffen@uni-konstanz.de; rcds@uni-konstanz.de;
E-Mail (Deutsch) – English below
Betreff: Widerspruch gegen die Absage des Workshops mit der Jüdischen Stimme
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit großem Bedauern habe ich von der Absage des Workshops „Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart“ mit Wieland Hoban von der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V. erfahren.
Die Entscheidung, den Workshop aufgrund der jüngsten Einstufung des Vereins durch den Verfassungsschutz abzusagen, wirft ernsthafte Fragen nach der Meinungsfreiheit und der Unabhängigkeit universitärer Bildung auf. Dass ein jüdischer Referent ausgeladen wird, der sich kritisch, aber klar gegen Antisemitismus und für Gerechtigkeit engagiert, ist besonders bedenklich.
Die Einstufung durch den Verfassungsschutz ist eine politische Bewertung, keine juristische Entscheidung – und darf nicht als alleinige Grundlage dienen, um akademische oder öffentliche Veranstaltungen zu unterbinden. Der Verfassungsschutz ist seit Jahren dafür bekannt, progressive, antirassistische und antikoloniale Stimmen ins Visier zu nehmen – insbesondere solche, die sich für die Rechte der Palästinenser*innen einsetzen. Die plötzliche Einstufung der Jüdischen Stimme als „extremistisch“ reiht sich in ein bedenkliches Muster der Delegitimierung kritischer zivilgesellschaftlicher Akteure ein. Sich auf solche Einschätzungen zu stützen, um zu entscheiden, welche jüdischen Positionen als legitim gelten, ist höchst problematisch – gerade wenn dies mit dem Versuch einhergeht, antikoloniale Perspektiven zum Schweigen zu bringen.
Gerade dadurch entsteht der Eindruck, dass Institutionen wie die Universität Konstanz mitentscheiden, welche jüdischen Stimmen als legitim gelten dürfen und welche nicht. Das ist nicht nur anmaßend, sondern auch gefährlich in einem gesellschaftlichen Klima, in dem jüdische Stimmen zunehmend instrumentalisiert oder zum Schweigen gebracht werden, wenn sie nicht in das hegemoniale Narrativ passen.
Die Jüdische Stimme steht für eine wichtige Perspektive innerhalb jüdischer Communities – eine, die sich gegen Antisemitismus ebenso wie gegen staatliche Gewalt, Besatzung und Genozid ausspricht. Ihre Stimme zu unterdrücken, sendet ein gefährliches Signal über die Grenzen von Debatte und Engagement an deutschen Hochschulen.
Ich fordere Sie hiermit respektvoll auf:
- die Entscheidung zur Absage öffentlich zu überdenken,
- ein klares Bekenntnis zur pluralistischen Debattenkultur abzugeben,
- und jüdische wie palästinensische Stimmen nicht weiter zu marginalisieren, nur weil sie sich für Gerechtigkeit und gegen Besatzung einsetzen.
Mit freundlichen Grüßen,
[Dein Name]
[ggf. Studienfach / Initiative / Stadt]
E-Mail (English)
Subject: Objection to the Cancellation of the Workshop with Jüdische Stimme
Dear Sir or Madam,
I was deeply disappointed to learn of the cancellation of the workshop “Antisemitism in History and the Present” with Wieland Hoban from the organization Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V. (Jewish Voice for a Just Peace in the Middle East).
The decision to cancel the workshop based on the organization’s recent classification by the German domestic intelligence agency raises serious concerns about freedom of expression and the independence of academic institutions. It is particularly troubling that a Jewish speaker—who takes a clear stand against antisemitism and for justice—is being disinvited.
The classification by the Verfassungsschutz is a political assessment, not a legal judgment, and it should not serve as the sole basis for restricting academic or public discourse. The agency has a documented history of targeting progressive, anti-racist, and anti-colonial voices—especially those who advocate for Palestinian rights. The sudden labeling of Jüdische Stimme as “extremist” is part of a broader, troubling pattern of silencing dissent in Germany. Relying on such classifications to determine which Jewish perspectives are acceptable is deeply problematic, particularly when they align with attempts to suppress anti-colonial and human rights-based critique.
This decision creates the impression that institutions like the University of Konstanz see it as their role to determine which Jewish voices are considered legitimate and which are not. That is not only presumptuous, but dangerous—especially in a social climate where Jewish perspectives are increasingly instrumentalized or silenced when they do not align with dominant narratives.
Jüdische Stimme represents an important position within Jewish communities—one that speaks out against antisemitism, as well as against state violence, occupation, and genocide. Silencing their voice sends a deeply troubling message about the limits of debate and engagement at German universities.
I respectfully call on you to:
- publicly reconsider the decision to cancel the event,
- affirm your commitment to pluralistic debate and academic freedom,
- and ensure that Jewish and Palestinian voices are not further marginalized simply because they stand for justice and against occupation.
Sincerely,
[Your Name]
[Field of Study / Initiative / City]